09.05.2011

Wie funktioniert ein Konzert?

Ich habe ja hochgradig das Gefühl, dass es immer wieder Leute gibt, die zwar bereits auf einigen Konzerten waren, aber sich noch nie über das Prozedere ‚Konzert veranstalten‘ Gedanken gemacht haben. Deshalb versuche ich mich mal an einer Art Erklärung, die möglichst einfach klingt, damit es vielleicht doch jeder versteht. Deshalb ist es auch leicht verallgemeinert (Bei jeder einzelnen Variable würde ich mich wahrscheinlich totschreiben/zu viel recherchieren und keiner käme beim Lesen hinterher, der das nicht beruflich macht bzw. gerade lernt). Ich beziehe mich hier jedoch hauptsächlich auf große Konzerte von vorzugsweise ausländischen Bands. Da ist das vorzugsweise noch etwas komplizierter als von der Garagenband nebenan, die in der Eckkneipe des Dorfes auftritt. ;)


  1. „Wieso ist das denn so teuer?“

    Ein Konzert ist kein kostenloses Geschenk und auch keine Geldgrube. Ein Konzert hat Kosten und muss finanziert werden.
  2. „Wieso spielt XY denn ausgerechnet dann und da?“

    Dafür muss man den Prozess des ‚Konzert-aus-dem-Boden-stampfens‘ darstellen und das geht so: Leader X von der japanischen Band Y ruft bei Halle Z an und fragt, ob die nicht in so einer hässlichen, dummen Halle an einem total blöden Datum und zu horrenden Preise spielen können…
    Wer’s glaubt.

    Sowas klappt vielleicht in einer kleinen Kneipe, wenn eine Band aus jugendlichen ihren ersten Auftritt haben will und eh kein Geld damit verdient… aber bestimmt nicht für Konzerte die Stadien füllen, da erfordert es doch mehr Logistik (vor allem: Wie viele japanische Musiker beherrschen so viel Englisch, dass sie das schaffen würden?):

    - Zuerst einmal ist das Management mitsamt Band gefragt. Es wird geguckt, wann Zeit für eine Tour ist, wo man ungefähr alles spielen will. Je nach Vertrag der Band, hat die Band das meiste in der Hand, Mitspracherecht oder muss einfach springen. Und dann wird der Auftrag vergeben, die Tour zu realisieren.

    - Der Veranstalter. Der hat seinen Sitz vorzugsweise dort, wo die Konzerte stattfinden (also im Land des Konzertes bzw. der Region). Der Veranstalter kümmert sich jetzt also darum Locations zu finden, die in dem Zeitraum frei sind, bezahl- und füllbar sind (keiner will eine teure Arena buchen, wenn nur 10-20 Leute kommen) und in zeitlichen Abständen die machbar sind um die Leute von Veranstaltungsort A nach B zu chauffieren. Das wird noch vom Auftraggeber (Band und/oder Management) abgesegnet, verbessert, man handelt aus, was die Band(o.ä.) an Geld kriegt etc. und es geht wirklich ans Geld ausgeben.

    -Einschub: Es gibt auch Fälle in denen das Bandmanagement bzw. die Band vom Veranstalter angefragt werden. Ganz nach dem Motto: ‚Hier gibt’s Leute, die euch sehen wollen, kommt her, spielt was und wir bezahlen euch dafür.“

    -Hallen wollen bezahlt werden, Werbung wird gemacht, Catering, Flüge und Unterkünfte für die Musiker samt ‚Hofstaat‘ wird organisiert etc. (was alles kostet) und Tickets werden verkauft (Geldeinnahme). Das macht der Veranstalter, er investiert und bekommt das Geld durch Ticketeinnahmen. Je nachdem ist das ein Plus oder ein Minus.

    -Die Band ist hoffentlich pünktlich da. Fans bitte auch. Und je pünktlicher der Einlass ist, desto weniger ist der Kunde genervt. Und nebenher will die Band auch noch bespaßt werden. Viele kleine Baustellen vor Ort und oft genug tun sich noch kurzfristige Probleme auf. Stress bei der Organisation, die beim Veranstalter liegt auch noch vor Ort.
  3. „Wieso weiß die Security vor Ort nicht X, Y oder Z?“

    Die Security ist nur angeheuert. Es gibt dafür professionelle (und auch mal weniger professionelle) Security-Firmen, die auch nur engagiert werden, um am Eingang abzutasten (es dürfen auch nur Frauen bei Frauen abtasten), Taschen zu kontrollieren (zwingen dürfen sie einen übrigens nicht (darf nur die Polizei), aber sie können einem den Zugang zur Halle verwehren), und das gute alte Leute rausziehen. Übrigens nicht gerade der dankbarste Teil bei einem Konzert, man könnte die Leute entlasten indem man ausreichend den Tag über trinkt und isst, nicht den Großteil der Kraft beim stunden- bis tagelangem Warten vor der Halle verbraucht (rein kommen wir alle, aber wie man rauskommt ist eine andere Sache) und vor allem nicht drängelt. (Sorry, ich bin abgewichen)

    Im Übrigen werden die genauso bezahlt, wie die Sanitäter (die auf Großveranstaltungen Pflicht sind und nicht gerade billig (Tausenderbeträge)). Und die werden leider auch zu häufig benötigt.
  4. „Das und das hat beim Konzert nicht funktioniert, deshalb mag ich Musiker XY nicht mehr!“ bzw. „Wieso gibt’s hier kein Konzert? Die Musiker sind doof, wenn die das nicht machen!“

    Ich verweise ganz gekonnt auf Punkt 2. woraus man recht eindeutig ableiten kann: Die meisten Probleme die bei Konzerten entstehen werden nicht durch die Musiker verursacht. Wenn der Einlass schlecht funktioniert kann das logisch betrachtet nicht an der Band liegen. Oder stehen die etwa am Eingang und kontrollieren die Karten? ;)

    Wenn ein Konzert ausfällt kann das daran liegen, dass es zu wenig Ticketnachfrage gab und der Veranstalter weniger Minus macht, wenn er absagt und die bisher verkauften Tickets zurück erstattet, es kann auch Probleme beim Management selbst geben, es kann ‚Streit‘ zwischen Management und Veranstalter gegeben haben, sodass man nicht mehr zusammen arbeitet oder weiß der Himmel was. Es ist ein wenig zu einfach (und auch gerne mal unfair) zu sagen: „Die Band ist schuld, ich lasse meine Wut an denen aus.“ Selbst dann nicht unbedingt, wenn der Sound schlecht war. Denn wofür gibt es Tontechniker?




Das wärs erstmal von meiner Seite: Wenn euch noch was einfällt, immer her damit!

Achja, ich bin kein Profi und somit auch nicht fehlerfrei, aber dank Eigeninteresse eignet man sich so einiges an und vieles kommt auch durch logisches Denken.